Die internationale Auswertung der Unfallstatistik für den Bodensee im Jahr 2024 liegt vor und zeichnet ein gemischtes Bild. Wie die Leiter der See-, Wasser- und Wasserschutzpolizeien aus Deutschland (Lindau, Konstanz, Überlingen, Friedrichshafen), Österreich (Vorarlberg) und der Schweiz (St. Gallen, Thurgau, Schaffhausen) bekannt gaben, ist die Gesamtzahl der Unfälle erfreulicherweise gesunken. Dennoch gibt es auch besorgniserregende Entwicklungen, insbesondere bei den tödlichen Unfällen. Für Wassersportler in unserer Region von Biberach bis zum Bodensee sind diese Zahlen und die daraus resultierenden Ratschläge von großer Bedeutung.
Bodensee Unfallstatistik 2024: Ein Rückblick mit Licht und Schatten
Weniger Unfälle insgesamt, Rückkehr zur Normalität
Im Jahr 2024 ereigneten sich auf der 536 km² großen Seefläche und dem Hochrheinabschnitt bis Schaffhausen insgesamt 179 Unfälle. Das sind 70 weniger als im Vorjahr, was einem deutlichen Rückgang von 28 % entspricht. Damit pendeln sich die Unfallzahlen wieder auf einem Niveau ein, das dem Durchschnitt der letzten Jahre vor 2023 entspricht. Der hohe Wert im Jahr 2023 war maßgeblich durch ein einzelnes schweres Unwetterereignis bedingt. Die meisten Unfälle (109) ereigneten sich im Zuständigkeitsbereich von Baden-Württemberg, gefolgt von Vorarlberg (29) und der Schweiz.
Besorgniserregender Anstieg bei tödlichen Unfällen
Trotz des Rückgangs der Gesamtunfallzahl ist die Zahl der Todesopfer auf dem Bodensee und dem Hochrhein gestiegen. Im Berichtszeitraum verloren 17 Personen ihr Leben, während es im Vorjahr 11 waren. Zehn dieser tödlichen Unfälle ereigneten sich im Bereich Baden-Württemberg. Die Zahl der Verletzten stieg ebenfalls leicht an, von 33 auf 41 Personen. Vermisste Personen gab es glücklicherweise keine.
Besonders auffällig ist die Zunahme bei Badeunfällen. Hier wurden 20 Vorfälle registriert (+7 gegenüber Vorjahr), bei denen neun Personen tödlich verunglückten (+2) und neun weitere verletzt gerettet wurden (+5). Auch bei Tauchunfällen gab es mit zwei Todesfällen eine Zunahme (Vorjahr: 1).
Schiffsunglücke: Häfen und mangelnde Sorgfalt als Hauptfaktoren
Die Zahl der reinen Schiffsunfälle sank auf 137 (Vorjahr: 150). Dennoch waren sie mit 76 % an der Gesamtzahl der Unfälle beteiligt. Vier Menschen kamen bei Schiffsunfällen ums Leben, 27 wurden verletzt. Die Schadenssumme aus Schiffsunfällen reduzierte sich auf rund 413.000 Euro (Gesamtschaden aller Unfälle: ca. 500.000 Euro).
Die meisten Schiffsunfälle (55) passierten in Häfen und an Steganlagen, gefolgt von der 300-Meter-Uferzone (39) und dem offenen See (35). Die häufigste Unfallart waren Kollisionen (45), obwohl deren Zahl sank. Die häufigste Ursache bleibt mit 54 Fällen mangelnde Sorgfalt der Schiffsführer, gefolgt von technischen Mängeln (25) und Sturm/Seegang (24). Motorboote waren mit 96 Fällen am häufigsten beteiligt.
Wetterextreme und hohe Wasserstände prägten das Jahr
Das Wetterjahr 2024 war von Superlativen geprägt: Es war das viertwärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn, mit einem Rekord im Februar. Gleichzeitig fiel 22 % mehr Niederschlag als üblich (ebenfalls Platz 4), mit einem Rekordmonat Mai. Der Bodenseepegel lag im Schnitt 27 cm über dem Mittel der letzten zehn Jahre und erreichte im Juli Rekordstände, was trotz größerer Schwankungen für die Schifffahrt meist ausreichende Wasserstände bedeutete.
Rettungsdienste bleiben unverzichtbar
Obwohl die Einsätze im Sturmwarndienst (363) und im Seenotrettungsdienst (319) zurückgingen, bleibt die Arbeit der Rettungskräfte essenziell. Die See- und Wasserschutzpolizeien, oft in Zusammenarbeit mit den Seenotrettungsdiensten der Anrainerstaaten, retteten 464 Personen aus Seenot – Menschen, die ohne Hilfe das Ufer nicht mehr erreicht hätten. Zudem mussten 243 Boote geborgen werden.
Sicherheitstipps für die Saison 2025
Die Polizei appelliert an alle Wassersportler, auch in der kommenden Saison 2025 auf Sicherheit zu achten:
- Rettungsmittel bereithalten und rechtzeitig anlegen.
- Mindestausrüstung prüfen.
- Wetterlage beobachten und Warnungen (40 Blitze/min = Starkwind, 90 Blitze/min = Sturm) beachten.
- Im Notfall: Internationaler Notruf 112 oder UKW-Kanal 16.
- Unfallverhütung an Bord (Stolperfallen vermeiden, sichere Plätze).
- Vorschriften kennen, insbesondere zur Fahrtauglichkeit (kein Alkohol/Drogen).
- Bootszulassung und technische Anlagen (Gas, Elektro) prüfen.
- Boot vor Diebstahl schützen.
- Auf Flussstrecken (Hochrhein, Seerhein) Abstand zu Kursschiffen und Wiffen halten.
Eine gute Seemannschaft bleibt der beste Schutz für alle auf dem Bodensee.